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Quo Vadis Personalberatung 2014 ?



Quo Vadis Personalberatung 2014 ?!


Ein inspirierendes Gespräch mit dem BREADHUNTER & Headhunter, Thomas Zahlten, dass viele gedankliche Abzweigungen offen läßt, aber Denkanstoß sein soll, über die Zukunft der Personalberatung, Oldtimes vs. Zukunfts-Chancen im HR einmal nachzudenken.


Herr Zahlten oder lieber Thomas ?

Thomas ist mir lieber, schließlich sind unsere Leser zwischen 25 und 48 Jahren alt und dieser Blog, wie die Marke BREADHUNTER, sind sowieso mit einem lockeren 'Augenzwinkern' zu verstehen. Ich hasse alles künstliche und überkandittelte.

OK, also was hat denn dieses Interview nun überhaupt mit der derzeitigen Situation in der Personalberatung / Unternehmensberatung zu tun ? Ist das nicht etwas Schizophren, sich selber zu interviewen, wenn man keinen Platz in den Medien bekommt ?

Nunja, also eigentlich nicht, denn wir erleben seit 3 Jahren einen immer größeren Hang zum Do-it-yourself, sei es was Blogs und diese Interviewmöglichkeiten betrifft (als Alternative zu Interviews mit gut-zahlenden Anzeigenkunden) oder auch in der Personalberatung, wo Firmen immer mehr auf INHOUSE-Recruiting umstellen, um die Kompetenzen eines persönlichen Personalberaters im Unternehmen zu geniessen und so Headhunting Kosten zu senken.
Alles scheint nun möglich in Zeiten von Social Media, Blogs und Startups. 

Gleiches DO-IT-YOURSELF gilt für die Print-Medien, die immer mehr durch Blogs und sogenannte 'Selbstinterviewer' abgelöst werden, oder durch Pay-News-Portale.
Die wirklichen News stehen heutzutage im Internet und nicht im TV oder der Print-Zeitung. Der Umbruch ist eindeutig da.
Man braucht heutzutage eigentlich keine Journalisten und auch keine Berater mehr, oder zumindest nicht mehr die von großer intellektueller Qualität, wie mir scheint.
Das Wissen verbreitet sich zum einen schneller, als es die Medien intellektuell sinnvoll kommentieren können, noch interessiert die Leser eine solche Redaktion der Informationen, hauptsache Quick & Dirty News - und das ist Fluch und Chance zugleich.

D.h. also die Beratungsbranche und die Print-Medien werden verwässert, was die Qualität betrifft, denn diese interessiert sowieso niemanden ?

Ja, genau und sie verändert sich gerade sehr schnell seit 4 Jahren und wer da nicht mitmacht, der wird vom Markt sehr bald weggewischt werden, von der Welle der Innovation & Coolness die Startups mit Ihren Lösungen als sinnvolle Alternative anbieten. 

Nehmen wir zB. den Bereich Unternehmensberatung in Wien. Laut WKO sind die Zahlen von 1995 > ca 2.000 Unternehmensberatungen auf  ca. 20.000 Unterehmensberatungen in 2013 angestiegen.

Der Markt ist also komplett satt, denn es gibt Beratungen wie Sand am Meer und Osteuropa bietet zusätzlich günstige Recruiting HUBS (zB. in Moldawien, Polen, Rumänien, ...), wohin größere Firmen schon längst Ihre Recruiting und HR Abteilungen ausgelagert haben. 
Da können örtliche Beratungen und auch erfahrene Personalberater nicht mehr mithalten, wenn Sie nicht auch innovative Tools und Alternativen zu bieten haben, die Zeit und Geld sparen. Ein Telefon, eine Excelliste und teure Printanzeigen schalten, reicht nicht mehr aus und es werden auch keine Honorare mehr von über 26% für eine solche Oldschool-Beratungsleistung gezahlt, wenn man nicht etwas mehr zu bieten hat.
In Wien mögen die 'Freunderl' helfen, trotzdem ein solches Honorar dafür abzurechnen, aber international ist man mit diesen Oldschool-Tools ein Dinosaurier in der Beratung.

Was willst Du nun hiermit ausdrücken oder eigentlich sagen ? Deiner Branche wird das sicherlich alles bekannt sein oder wird es verharmlost und es rasen viele wie die Lemminge auf den Abgrund zu ohne sich dessen bewußt zu sein ?

Ich glaube es wird viel todgeschwiegen und weggelächelt, aber eigentlich ist die Branche in Panik, wie es weitergehen wird. Ich will OUTSIDERN der Branche einen Einblick geben, was hinter der Fassade von Beratungen eigentlich los ist und wie die Fakten aussehen.

Fakt ist, die 'goldenen Zeiten', wie sie die Personalberater von 1985 - 2005 erlebt haben, sind deffinitiv vorbei, die Filetstücke an Beratungsmandaten werden immer kleiner im Haifischbecken der Personalberater und die großen Beratungen in Wien, München, Berlin oder Düsseldorf machen ihr Geschäft oft nur noch mit Masse und billigen Subcontractern, als mit Klasse, Erfahrung und Nachhaltigkeit.
Das globale HR Department diktiert mit welchem Berater gearbeitet werden darf, die Honorare werden von dort ebenfalls diktiert und wer diese Headquater in Paris, London, Amsterdam oder Basel nicht besucht, der wird bald kein Mandat mehr an Land ziehen können, sofern diese Unternehmen nicht schon längst eine interne Recruitingabteilung, bestehend aus Ex-Personalberatern, haben.
Gerade letzte Woche bot mir zB. ein Personalberater aus Irland 10 Positionen in Österreich zur Abwicklung an, die er aus Paris erhalten hatte, sozusagen Sub-Sub-Contracting.
Das sich das unternehmerischer Selbstmord ist (wenn man das 3./4. Glied in der Kette ist) liegt auf der Hand, aber zeigt auch aktuelle Tendenzen im globalen Recruiting auf.

Der Kunde will immer öfter "Masse, billig & schnell" und das bekommt er aus Osteuropa, wo die Recruiting-Mitarbeiter oft 3-4 Sprachen fließend sprechen und mit Social-Media genausogut umgehen können, wie unsereins hier, jedoch zum Monatslohn von 200,- € und das ist eine Ansage in Zeiten von Gewinnmaximierung und gekürzten HR-Budgets !

Die andere Seite ist die, das Beratung immer eine Vertrauenssache war und ist. 
Es kommt oft nur auf das eigene, jahrelang gewachsene Netzwerk und die Sympathie an, ein Mandat zu bekommen, denn alle ca. 360 Personalberatungen in Österreich machen Ihren Job gleich gut. Manche billiger, manche langsamer und manche etwas besser, aber eigentlich ist Personalberatung nur ein Kommuniktionsjob, der durch Anzugträger mit Top-Honoraren in den 90er Jahren extrem gepushed wurde und deswegen in der Öffentlichkeit glänzt und mystifiziert wird. Ob der Kunde überhaupt die Qualität der Beratungsleistung beurteilen kann und will, steht auf einem anderen Blatt und wird selten hinterfragt.

Das hört sich ja nicht gerade wie ein Freund der eigenen Branche an.
Was soll das ganze nun ? Netzbeschmutzung ? Provokation oder Selbstdarstellung ?

SELBSTDARSTELLUNG ;-) ! ggg - Nein, weder noch, aber ich nenne gerne die Dinge beim Namen, auch um die Diskussion weiter anzuregen und ein Bewußtsein für Alternativen zu schaffen, denn oft wird darüber nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen und das Kind ungern beim Namen genannt.

Ich will diese aktuelle Umbruchsphase thematisieren und zum Nachdenken anregen, denn der Eisberg auf den die Personalberatungen zusteuern, liegt bereits direkt vor uns.

Ein Beispiel: Nur wenige Berater arbeitet nach außen auf reinen Erfolg, weil man sowas ja nicht nötig hat mit Büro im 1. Bezirk in Wien, München oder Berlin und die das Marke schädigen würde, aber viele tun es notgedrungen trotzdem. Oft arbeiten sogar 3-5 große Beratungen an einer Besetzung für 1 Endkunden, alle auf Erfolg, weil Sie mit dem Rücken aus Umsatzdruck zur Wand stehen und natürlich auch, um möglichst viele Positionen auf die Webseite stellen zu können.
Die Beratungsleistung wird so zum Glücksspiel, sowie zum Posing nach Außen, wer am meisten Mandate hat; ob es diese überhaupt gibt (oder Sie nur bereits vorausbezahlte Anzeigenslots in den Printmedien füllen,  um CV's einzusammeln für Positionen, die es nicht gibt ?) oder ob Sie gut besetzt werden, erfährt man 'außen' selten.

Also alles nur Sales-Poser im Anzug oder Kostümchen in der Personal-Beratung ?

Es gibt immer Ausnahmen, aber es gibt viele davon, weil Beratung an sich nunmal sehr emotional und subjektiv ist. Ich glaube aber, dass die Kunden mittlerweile die arroganten Anzugtragenden und im Kostümchen daherkommenden Berater leid sind.
Das ist veralteter 90er Jahre Style und im Zeitalter von Startups und Teamgeist immer weniger angebracht. 

Die letzten 6 Jahre haben uns gezeigt, dass die Startups aus Sillicon Valley und sogar teilweise Deutschland & Österreich, die Nase vorn haben. Ja, wir hatten regelrecht einen Startup-Boom die letzten 4 Jahre im DACH Raum. Web Summit, Pioneers Festival, diese ganzen Veranstaltungen haben den jungen Menschen und Startups eine Stimme gegeben.
Es wurden Milliarden Umsätze durch Innovation und Technik von Startups, die in Jeans und T-Shirt herumlaufen, erwirtschaftet, mit viel Teamgeist und Lockerheit, d.h. Anzug, Arroganz und Beratergehabe ist da fehlt am Platz.  Das ist nun das neue Zeitalter und diese Möglichkeiten stehen nun vielen Menschen offen.

OUT dagegen sind meiner Meinung nach, diese arroganten Berater Typen aus den 90ern, die teure Honorare gewöhnt sind, oft viel heiße Luft produzieren, um menschliche Kommunikation und Hausverstand dem Kunden als Binsenweiheit zu verkaufen.
Wie heisst es so schön: 'Berater nehmen einem erst die Uhr weg, um einem dann zu sagen wie spät es ist !' Trotzdem schützt man sich gerne Gegenseitig in diesem Wirtschaftssystem der Gefälligkeiten und das gilt es zu verändern.

Haben wir nun einen Kampf der Oldschool Berater gegen die New-Age-Startups ?

Ich glaube schon. Jeder Mensch will Anerkennung im Leben, sei es als HR Business Partner, HR Direktor, Personalberater oder Unternehmer. Nur die Methoden, die zum Ziel führen haben sich geändert und plötzlich tauchen da die Jungen, Innovativen auf und wollen den HR Menschen oder Beratern zeigen, wie Ihre Profession schneller und innovativer durch diese IT-Tools funktioniert und natürlich auch ein Stück vom Kuchen. 

Klar gibt das dann Gegenwind, denn oft scheitn das unternehmerische Lebenswerk einer Beratung in Gefahr und neue Technologien stehen erstmal unter Generalverdacht.
Das sehen wir leider negativ am jüngsten Beispiel von WHIZPER, die sich nicht in Österreich druchsetzen konnten, trotz toller, innovativer IT-HR-Lösung, oder eben im positiven an WATCHADO, die gerade 1 Mio. € an Funding erhalten haben und einfach Ihr cooles Employer-Branding-Ding mit ihrem Wikipedia der Video-CV's machen, ohne HR-Personal-Studium oder schräge Psychologen-Theorien im Hintergrund.

Denn HR ist Kommunikation mit Menschen, die Biographie verstehen und hinter den Papier CV sehen, anstatt einfach nur Firmen und Positionen im Lebenslauf des Bewerbers ab zu haken. Leider sehen dass viele HR Abteilungen und auch Berater noch nicht so. Da werden Menschen nur nach dem Papier und den Umsatzzahlen bewertet, anstatt ganzheitlich nach der Sozialkompetenz, den Gegebenheiten ihres letzten Arbeitgebers, der Infrastruktur, der Firmenstruktur, den möglicherweise veralteten Workflows im Unternehmen, die zur schlechten Performance des Kandidaten in dieser Position führten, etc pp. 

Ich habe in den letzten 14 Jahren oft Kandidaten besetzt, die erst auf den 2. Blick gepasst haben vom CV her, aber dafür dann lange im neuen Unternehmen blieben und genau in der Position aufgingen. Das macht einen guten Berater aus - er muss MOJO haben, wie Austin Powers. Deswegen kann man diesen Beruf auch nicht klassisch erlernen, man kann mit Menschen oder man kann eben nicht mit ihnen. Ein Handwerk kann man erlernen, als Berater wird man geboren ! :-)

Harte Worte für manche hier, aber "Vielen Dank für diesen Denkanstoss" mit den vielen Abzweigungen, die zum Nachdenken und zur Diskussion anregen.
Was ist also nun Dein Plan für die Zunft oder willst Du die Branche wechseln, weil sie langsam ausstirbt ?

Nein, wechseln keineswegs, aber als Berater sollte man mit dem Geist der Zeit gehen, neue Produkte erschaffen, die wirklich einen Mehrwert für den Kunden bedeuten, denn Xing & LinkedIn kann dieser schon lange selber bedienen und wird dafür kaum zahlen wollen, auch nicht, wenn es schön aufbereitet und gebranded ist von einer Oldschool-Beratung.  

Andererseits ermöglichen einem auch die innovativen IT-Tools heutzutage günstiger und schneller zu sein in der Personalberatung oder den Kunden mit ins Boot zu nehmen, um seine Recruiting-Abteilung zu trainieren und reformieren, ihm neue CRM Tools zu zeigen, die weit weg von denen Big 4 sind und auch günstiger, ihm Social Media so beizubringen, das über den Besitz eines Facebook und Twitter Accounts hinausgeht, etc pp. .
Was ein Berater nicht braucht, ist ein schickes Büro im 1. Bezirk, weil das wieder 90er Jahre Oldschool-Repräsentationsdenken ist, dass letztendlich nur der Kunde mitbezahlt, obendrauf, aber nicht zielführend ist für schnelles, innovatives Recruiting.

Trotz dieser innovativen IT-Tools noch Mensch zu sein mit Hirn und Denkvermögen, das ist die Kunst und macht den feinen Unterschied im Haifischbecken der Headhunter. Bewerber und Kunden sind MENSCHEN, die es gilt zusammen zu bringen und der BREADHUNTER ist nur die innovative Verbindung dazwischen.


Thomas Zahlten ist Personalberater seit 14 Jahren und Managing Director von BREADHUNTER e.U. - International Executive Search, Wien. www.breadhunter.at

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