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Nachwort aus dem Band: Breadhunter - Erkenntnisse aus 16 Jahre Headhunting
(Seite: 302 -314) Mehr Infos hier:
Ausblick
So, und jetzt ?
Viele Themen, viele Gedanken, viele Meinungen,
vielleicht sind Sie, lieber Leser etwas verwirrt oder wissen nicht recht, was
Sie von dem allen hier halten sollen. Manches hat sie geärgert, anderes haben
sie kopfnickend bestätigt oder war Neuland für Sie.
Ja, HR und Headhunting ist ein sehr emotionales und
komplexes Thema, will man es perfekt beherrschen. Zum Schluss nun, möchte ich einfach nochmal die
wichtigsten Themen hier beleuchten, um Sie nicht völlig ratlos in die Welt zu
entlassen.
Natürlich kann manches hier schwarz-weiß gemalt sein
und Menschen haben immer viele Facetten, es wäre also falsch sie in Schubladen
zu stecken. Das gilt für Kandidaten und für Berater. „Screen people, not
applicant letters!“ ist ein Satz, den ich von Hire Vue, der bekanntesten und besten
Video Interview Lösung, aufgeschnappt habe und der eigentlich letztendlich den
Kern unseres Headhunting Business aufzeigt.
Darum geht es letztendlich, die richtigen Menschen in
die passenden Positionen zu bringen. Um das zu schaffe brauchen wir technische
Tools, aber auch viel Sozialkompetenz, Intuition und Empatie, um nicht einfach
Keywords des CV elektronisch zu matchen. Die Tools, ATS und Technik kann immer
nur ein Teil, vielleicht 40% vom ganzen Recruiting sein, einem zwar Arbeit
abnehmen, aber auch gute Kandidaten durchfallen lassen, wenn das Raster der
Keywords aus dem CV zu eng gefasst wurde. Oft waren es Kandidaten auf den 2. Blick, die ideal in
eine Executive Position passten und nicht die aalglatten Lebensläufe.
Dieses hinter den CV sehen und den Menschen mit seinen
Fähigkeiten wahrzunehmen ist die wahre Kunst eines Headhunters und entscheidet
ihn vom unerfahrenen Junior Recruiter, der nur die ‚Knöpfchen in einer
Datenbank drückt, um Lebensläufe zu matchen‘.
Was ist also
alles wichtig für das ideale Recruiting ?
Meiner Meinung nach nochmals zusammengefasst folgende
Punkte:
- Die neusten IT Tools für eine Grundselektion, was jedoch nur 40 % des Erfolgs ausmacht.
- Offenheit, mit Kandidaten zu reden, die vielleicht nur zu 60% auf die Position passen.
- Empathie und Menschenkenntnis, die man durch Sozialisierung über die Jahre hinweg gelernt hat.
- Die Fähigkeit, sich nicht von Keywords oder Top CV’s blenden zu lassen, sondern immer auch hinter die Fassade zu schauen.
- Lebenserfahrung, d.h. Kontakt zu allen Gesellschaftsschichten ohne Vorurteile, um Menschen an sich besser verstehen zu können. Meistens hat man diese erst ab Mitte, Ende 30, um Menschen neutral und vorurteilsfrei beurteilen zu können.
- Innere Stärke und Auftreten, um Kandidaten, die auf den 2. Blick gut sind, beim Kunden vorzustellen und seinen Blick dafür zu schärfen, dass Zeugnisse, Top Firmennamen und Keywords nicht immer ein Garant für einen Top Mitarbeiter sind.
- Ein guter Sales-Man/-Woman, denn wir Headhunter verkaufen erst unsere Leistung, dann dem Kandidaten den Job und danach den Kandidaten dem Kunden, also 3 Teile Sales, 1 Teil Recherche und 2 Teile Fachwissen und Erfahrung sind in unserem Headhunter Cocktail vermischt. Das alles zu beherrschen braucht Zeit, weswegen ich der Meinung bin, wie Anfangs im Buch benannt, dass Berater eine gewisse Seniorität ausstrahlen müssen. Das unterscheidet sie vom einfachen Recruiter.
- Man benötigt auch ein Gespür für die richtigen Kunden. Kunden die einem gegenüber wertschätzend Auftreten, einem vertrauen und Handschlagqualität haben. Das gibt beiden Seiten Sicherheit gemeinsam das Projekt erfolgreich ab zu schließen.Leider haben manche Kunden heutzutage kein Gespür mehr für qualitative Arbeit, sondern wollen nur schnell und billig die Resource Mensch vom Recruiter kaufen. Nachhaltigkeit ist hier ein Thema für Firmen, wie auch Berater und ihre Kandidaten.Sie sehen also, Headhunting kann ganz schön Komplex sein und das ist dann auch der feine Unterschied zwischen billigem Massen-Recruiting und dem Handwerk des Headhunting. Headhunter sind eher mit Uhrmachern zu vergleichen, die einfach Knowhow und Zeit benötigen, um ein Kunstwerk zu schaffen. Das heutzutage viele Firmen keinen Sinn mehr für Ästhetik haben und lieber Recruiting Fast Food genießen, ist leider Zeitgeist.
Generation Y
Kommen wir nun zur Genration Y und den Millenials. Sie
sind es die plötzlich wieder den Weg zurück zum Ursprung gehen, denen Werte und
Zeit wichtiger ist, als Statussymbole.
Die Qualität vor Quantität zu schätzen wissen. Als Beispiel sei hier zb. ein Toastbrot für 1 € aus dem Supermarkt genannt (Konzern) und das gute, Wiener Josephsbrot, ein Startup, dass sich dem Brothandwerk verschrieben hat. So ein Brot kostet zwar 8 €, aber schmeckt und sättigt besser, als der Toast und genau dahin müssen wir wieder das Bewusstsein der Unternehmen bringen, was jedoch in Zeiten der Globalisierung und Lohndumpings eine echte Herausforderung ist.
Bitte verstehen Sie also meine anfangs gemachten
Bemerkungen bezüglich Junior und Senior Consultants nicht falsch. Ich wollte
damit nicht die Jungen diffamieren, sie haben viele Qualitäten und werden die
Welt verändern > Millenials, worauf ich mich jetzt schon freue, worum es
geht ist lediglich das Qualitätsbewusstsein und die Erfahrung, die man eben erst
ab einem gewissen Alter hat.
Natürlich gibt es immer Ausnahmen, also erwachsene
Junge und kindische Erwachsene, aber Aufgrund der globalisierungs Preisspirale,
die sich stetig nach unten dreht, wurden gewisse Berufe, verwässert und durch
junge, unerfahrene, billige Berater, Angestellte, Verkäufer, etc pp. ersetzt.
Die Generation 50+ ist Konzernen oft zu teuer, zu sehr denkend und nicht
stylisch genug. Auch das ist ein Thema, dass sich die nächsten Jahre ändern
muss, denn wir verlieren so immer mehr Know-How in Unternehmen bzw. machen die
bekannten Fehler ständig neu, wenn wir die 50+ Generation ausklammern oder aus
dem Job werfen, weil man 2 junge Mitarbeiter für den Preis 1 Seniors bekommt.
Gerade bei HR Business Partnern, die frisch von der
Uni kommen, wird erheblich eingespart, an Lohn und an Know-How und das obwohl
HR eigentlich die Key Funktion in einem Unternehmen sein sollte. Wer billig
kauft, bekommt letztendlich auch nur mittelmäßiges oder eben Mitarbeiter, die
zwar von den Keywords passen, aber keine kreativen Typen sind, die zB. zu einem
guten Betriebsklima beitragen.
Es wird also in 2 Richtungen gehen die nächsten Jahre:
Die eine Richtung ist die billig Preisspirale, die sich weiter nach unten dreht, und die andere, zum Glück parallel weltweit wachsende, ist die Boutique-Headhunting-Beratung, ohne Status Symbole, jedoch mit adäquaten Preisen, Know-How und kreativen Köpfen, die Disruption in der HR Branche schaffen, jedoch ohne Preisdumping, sondern durch Qualität.
Die eine Richtung ist die billig Preisspirale, die sich weiter nach unten dreht, und die andere, zum Glück parallel weltweit wachsende, ist die Boutique-Headhunting-Beratung, ohne Status Symbole, jedoch mit adäquaten Preisen, Know-How und kreativen Köpfen, die Disruption in der HR Branche schaffen, jedoch ohne Preisdumping, sondern durch Qualität.
Die letzten 12 Monate konnte ich viele, interessante
Beratungen weltweit screenen und mit Ihnen Gespräche führen (ca. 600 blieben
letztendlich übrig), weswegen ich zu diesem Schluss komme. Es ist schön zu
sehen, wie die Generation 35+ nun langsam aus dem Schatten der Lernenden
heraustritt und Ihr eigenes Business wagt, mit zunehmendem Erfolg.
In Wien fällt mir da die innovative Boutique
Pavelka-Denk Personalberatung ein, sowie noch einige andere, wie zB.
Nadel&Heu, JobRocker, Unique Connexxxion, Schoeller-Up oder ePunkt im
IT-Bereich, Eblinger & Partner und Mediatum im Life Science, die Leading
Search Partners oder Talentor International.
Jede dieser Beratungen hat Ihren eigenen, bestimmten Fokus, aber bringt auch ein hohes Maß an Qualitätsverständnis mit bzw. punktet durch langjährige Marktpräsenz in Österreich.
Jede dieser Beratungen hat Ihren eigenen, bestimmten Fokus, aber bringt auch ein hohes Maß an Qualitätsverständnis mit bzw. punktet durch langjährige Marktpräsenz in Österreich.
Die Jungen sind die Zukunft, wenn sie das Beste aus
Tradition (der alten Generation des Personalberatungsgewerbes) mit neuen Tools
zu verbinden wissen.
Digitale
Transformation
Einige Artikel in diesem Band befassten sich mit neuen
IT Tools, Datenbanken und Kostenmodellen. Sich hierfür die Zeit zu nehmen und
das eine oder andere Tool einmal zu testen und dabei den eigenen Workflow neu
zu überdenken lohnt sich auf jeden Fall.
Auch ich habe sicherlich 2 Jahre gebraucht, um meine
eMails & MS Office Workflows, die ich mir von 1997 – 2011 angeeignet hatte,
aus dem Kopf zu bekommen.
Der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier und verändert
sich nur ungern oder erst, wenn er muss (durch Krankheit oder Firmeninsolvenz).
Trotzdem habe ich sicherlich 2/3 der Workflows
ausgemistet und anhand neuer Tools meine Abläufe und mein Leben einfacher
organisiert. Das spart Zeit, macht Spaß und hilft einem im Job effizienter zu
sein und letztendlich erfolgreicher als die Konkurrenz.
Ich bin immer noch der Meinung, man kann eine Firma mit Ihren Angestellten heutzutage in 4-6 Wochen auf „Future of Work“ umstellen und nach einer solchen Einschulung machen die neuen, smarten täglichen Abläufe den Rest. Es bedarf eben nur des „Rucks“, der durch die Firma und die Chefs gehen muss.
Ich bin immer noch der Meinung, man kann eine Firma mit Ihren Angestellten heutzutage in 4-6 Wochen auf „Future of Work“ umstellen und nach einer solchen Einschulung machen die neuen, smarten täglichen Abläufe den Rest. Es bedarf eben nur des „Rucks“, der durch die Firma und die Chefs gehen muss.
Viele Firmen
wollen Veränderung, aber wollen sich selbst nicht verändern.
Das führt das ganze Vorhaben Ad-Absurdum
und raubt den innovativen Mitarbeitern
den Drive,
neue Dinge schnell und agil umzusetzen!
Die letzten 3 Jahre haben viele über Innovation
geredet, aber sie wussten eigentlich selber nicht so recht, was Innovativ ist. Innovation wurde zum Schlachtruf vieler Firmen, jedoch
die einzige Innovation war dann die neue HTML5 Webseite, die sie zustande
bekommen haben, denn alles andere hätte das ‚running system‘ zu sehr
durcheinander geworfen. ‚Never change a running system.‘ und zu viel Zeit
gekostet, alle Mitarbeiter auf ‚smart work‘ umzupolen. Außerdem werden flache
Hierarchien noch zu wenig gelebt, obwohl sie nach außen propagiert werden,
entscheidet am Ende der Chef oder die Häuptlinge.
Das hier die 3. Reihe
eigentlich mehr einbezogen werden müsste, weil sie an der Front (beim Kunden)
ist und die Workflows lebt, wäre wünschenswert für die Zukunft. Die Zeiten,
dass ein Sonnenkönig alles alleine entscheidet, gehört eindeutig dem
Unternehmertum der 90er und 00er Jahren an, weil die Mitarbeiter mittlerweile mündiger
sind und mehr Erfahrung aus dem Daily-Business mitbringen (die der Chef meist nicht
so ausführlich hat), als Ihnen oft zugetraut wird.
Es gibt also noch viel zu tun, die nächsten Jahre, die
Innovation endlich intern umzusetzen, sich darauf einzulassen und es einfach zu
machen. Startups machen einfach und machen es uns vor.
Natürlich würde ich mich abschließend über eine rege
Diskussion zu diesem Buch freuen, denn ich will damit niemanden Beleidigen,
sondern eher zur Diskussion anregen und dazu, sich zu bewegen, zu machen und
die Zukunft neu zu gestalten, jedoch dabei nicht die alten Werte und die
Qualität aufgrund von Preisdumping außer Acht zu lassen.
Schreiben Sie mir eine eMail oder probieren Sie
einfach einige der Tools aus und erneuern Sie Ihre persönlichen Arbeitsabläufe.
Sie werden merken, letztendlich kommt es auch Ihrem Chef zugute, wenn Sie ein
„Smart-Working Employee“ sind.
Wien, den 20.02.2016
Das Buch können Sie hier bestellen.
Bildquelle: http://raconteur.net/future-of-work-research