Folgender Artikel, derer es viele gibt seit einiger Zeit, brachte mich wieder zum Thema 50+ Generation und dem Umgang damit im Berufsalltag.
Mich ärgert es seit längerem, dass ich Lebensläufe von Top Qualifizierten und Erfahrenen Personen bekomme der 50+ Generation und diese dann nirgendwo in Jobs unterbringen kann.
Deren Fazit ist meist nach 6-12 Monaten Arbeitsuche die Selbständigkeit, die auch in dieser Altersgruppe wieder boomt, nicht nur bei den gefeierten Startups, die gerne VC Kapital gegen die Wand fahren, aber ne 'Geile Zeit' dabei hatten.
Jung, unerfahren, billig und gefügig scheint mehr im Arbeits-Trend zu liegen, als Erfahren, sich seines Wertes bewusst und dafür etwas teurer am Arbeitsmarkt.
Und genau das Läuft falsch momentan!
Aber woher kommt dieses ungeschriebene Gesetzt, dass man für eine 50+ Fachkraft, lieber zwei billige, willige Junge nimmt?
- Liegt es daran, dass jüngere Führungskräfte keine erfahrenen 'Ältere' über sich dulden wollen, die womöglich manches noch besser wissen, aufgrund Ihrer Arbeitserfahrung, als der 40 jährige CXO?
- Lassen sich die 'Jungen' leichter dominieren und für Dumm verkaufen, wenn es um Zahlen und Fakten geht oder Studien, die geschönt wurden, aber nicht durchschaut, da die 20+ Generation mehr mit dem neuen IPhone oder unboxing my new Mac beschäftigt ist?
- Sind die 50+ Fachkräfte zu unflexibel, weil Sie aufgrund Ihrer Lebenserfahrung nicht mehr jeden Mist mitmachen?
Ich glaube eine gewisse Teilschuld liegt sicher auch am Aufbrechen von Hierarchien, Tradition und dem Respekt vor dem Alter, das uns die 70er Jahre gebracht haben. Die junior IT Milliardäre aus dem Silicon Valley haben eine Revolution ausgelöst und die Generationen davor damit überrumpelt, denn plötzlich waren Lebenserfahrung, historisches Wissen, Literatur, Kunst und Sozialkompetenz nicht mehr so wichtig, wie IT Tools, Facebook, Google, Programmieren können, usw. . Jeder der nicht programmieren konnte oder einen anderen Fokus hatte als die IT Welt, gelangte aufs Abstellgleis, wenn er nicht die Flucht nach vorne antrat, ja selbst wir, die der Generation X haben da mitgemacht, aber verstehen immerhin noch beide Welten, die unserer Großeltern und die der Millennials. Wir kennen die Zeiten ohne und mit Internet und wissen, wie man in beiden Welten arbeitet und Spaß hat.
Manche von uns haben jedoch aus Unverständnis für die guten Eigenschaften der Generationen vor der Generation X, also vor 1965, viele Werte, Allgemeinwissen und Sozialkompetenz, aufgegeben und sind sozusagen leidenschaftliche Anhänger von IT und Gewinnmaximierung geworden, ohne Rücksicht auf das menschliche, sowie ganzheitliche Wissen der vorherigen Generationen und deren moralischen Standards.
Diese Thought-Leaders, die nun zwischen 40 und 50 sind und oft eine kleine Milennial Armee beherrschen, sind es meiner Meinung nach, die oft die Generation 50+ gerne alleine im Regen stehen lassen, wie unter Geschwistern, wo die jüngeren, den älteren Geschwistern oft kritisch gegenüberstehen.
Diese 2 allseits bekannten Videos treffen den Nagel immer noch auf den Kopf:
Diesmal jedoch auch im Zusammenhang auf die Auswirkungen auf die Generation 50+. Bedenkt man, dass wir eigentlich alle bis 70 arbeiten müssen, um uns und die Gesellschaft zu finanzieren, so muss hier ein Umdenken stattfinden, sonst sind die Jungen in 20 Jahren in der gleichen Bredouille, wie die jetzige 50+ Generation nur mit folgendem gravierenden Unterschied, dass diese Millennial Generation zusätzlich nicht auf das Fachwissen der jetzigen Generation zugreifen kann, da Ihnen oft die Allgemeinbildung der vorherigen Generation fehlt, weil sie in ihrer Jugend mehr mit dem Internet, Facebook und Instagram beschäftigt waren, anstatt kreativ tätig zu sein mit Pinsel, Stift oder Büchern. Ich bin heutzutage sehr froh, eine Zeit ohne Handy und Internet zu kennen und auf deren Attribute / Hobbies zurückgreifen zu können und wenn der große Blackout kommt, die Zeit ohne Strom, wüsste ich mich zu beschäftigen mit Kerzen, Büchern, Gesprächen und Kochen(auf dem Holzofen). :-)
Anderseits liegt eine gute Chance darin, Millennials mit der 50+ Generation zu verbinden, weil beide voneinander lernen können, aber hier weniger Konkurrenz-Denken herrscht, wie zwischen der 'älterer Bruder / Schwester' Generation, die ich eingangs beschrieben habe.
Firmen, die in die Zukunft schauen, tuen sich einen Gefallen, wenn sie nicht gleich ziehen, sondern Mitarbeiter zwischen 18 und 65 im Betrieb haben, denn unsere Gesellschaft besteht nun mal aus unterschiedlichen Altersgruppen und jeder wird einmal jede Altersstufe erleben mit all ihren Vor- und Nachteilen. Die älteren Auszusortieren und zusätzlich noch junge, billige Arbeitskräfte aus der Dritten Welt zu uns zu holen, weil diese für weniger Geld (als die neuen Sklaven) arbeiten, kann kein Zukunftsmodell für Europa sein. Ich bin für Integration, verstehen sie mich hier nicht falsch, aber nicht auf Kosten der älteren Generationen zwischen 50 und 90, die unser Europa aufgebaut haben. Ihnen wird oft mangelnden Flexibilität vor geworfen, wenn Sie an altbewährten Techniken festhalten und nicht jeden Spaß mitmachen. Wo ist hier der Respekt vor dem Alter geblieben? Und wenn man seinen Wert kennt und sich etwas erarbeitet hat, ist es nur Dummdreist eine Umschulung für diese Person zu fordern oder ihr plötzlich weniger Lohn an zu bieten, weil man ja sonst 2 Junge für das gleiche Gehalt bekommt.
Klar können Roboter viele arbeiten besser, aber dann ist es an uns, sowie der Politik, die älteren Generationen mit ins Boot zu holen und deren Erfahrung zB. zur Verbesserung der Roboter oder IT Tools zu nutzen, anstatt Sie aufs Abstellgleis zu stellen. Auch hier haben wir viel ungenutztes Potential, da Junge gerne lieber selber Fehler machen, anstatt das Wissen älterer Generationen mit neuen Tools zu kombinieren.
Das würde ich gerne wieder mehr in Personalabteilungen und bei Firmen erleben, wenn ich den einen oder anderen guten 50+ Kandidaten dort vorschlage, jedoch diesen umgehend von der 25 jährigen HR Business Partnerin zurück bekomme, "da die Keywords nicht passen, sowie das Alter, lieber Herr Zahlten, dass hätten Sie eigentlich sehen müssen!", Ja, genau. 😕 - eigentlich traurig genug, wenn solche Entscheider, die in Schlüsselpositionen sitzen, es nicht gelernt haben, Menschen zu screenen, aber dafür Keywords lesen können oder wenn die Thought-Leaders dieser HR Entscheider diese Strategie nach unten weiter geben, denn oft stinkt der Fisch ja vom Kopf, manchmal aber auch umgekehrt bzw. "eine Gruppe ist immer nur so gut, wie Ihr schwächstes Glied". Soll heißen, wenn Firmen schlecht rekrutieren, können sie auch nicht innovativ sein, weil jede Innovation oder auch oft Diskussion schon im Keim erstickt wird und dadurch entstehen dann menschliche Roboter-Arbeiter, welche Dienst-nach-Vorschrift machen oder kündigen. Es hängt also alles irgendwie immer zusammen.
In diesem Sinne, einen schönen Montag aus Wien !