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Bücher, Comics & Oldschool Habits

 



Während man im Leben von 0 - 30 Jahren mehr alle Informationen aufsaugt, die man bekommen kann, Erlebnisse & Erfahrungen sammelt, so hatte ich doch immer wieder ab 30 Jahren und später Zeiten, wo man sich stark an das Erlebte erinnerte und es reflektierte.

Seit ich nun 45 Jahre alt bin oder vielleicht seit Geburt unserer Tochter, vor 1,5 Jahren, bin ich mehr in Kindheitsthemen drinnen, also meinen Erlebnissen zwischen 1983 bis 1992, die Zeit zwischen 7 und 16 Jahren in Stuttgart, Tübingen und Braunschweig, sowie im Internat im Schwarzwald.

Ja, ich lebte in einem behüteten, künstlerischen und intellektuellen Elternhaus und während dieser Zeit waren Bücher, Theater und ab und zu mal ein Märchenfilm meine Hauptbeschäftigung, neben Schule und mit Freunden an der frischen Luft spielen oder Streiche machen in der Nachbarschaft. Heutzutage wären diese Streiche undenkbar und es gäbe gleich eine Klagewelle, aber in den frühen 80er Jahren war vieles möglich, wie z.b. Hundescheisse sammeln, bei jemandem vor die Haustüre legen, eine Zeitung obendrauf, diese anzünden und dann klingeln. Wurde dann die Türe geöffnet, sah der Bewohner das Feuer, trat es mit den Hausschuhen aus und landete in der Hundescheisse dabei. Ein Riesenspass für uns, die wir das hinterm Busch beobachteten. Natürlich war sowas eher in der Einfamilienhaus Gegend am Stuttgarter Killesberg möglich, einer besseren Wohngegend. Heute gäbe es für sowas Schadensersatz Klagen und eine hysterische Demo von Aktivisten...

Doch nun zurück zu den Hobbies. Am liebsten mochte ich Märchen und später dann Karl May Bücher, sowie ab 8 Jahren auch die Comics von Asterix & Obelix, Lucky Luke, Tim & Struppi, Percy Pickwick und das Spirou & Fantasio. Einige Hefte kaufte ich auf dem Flohmarkt oder bekam mal zu Ferienbeginn, vor einer längeren Autoreise, 1 Heft von meinen Eltern geschenkt, die es an jeden Kiosk, Tankstelle oder im Supermarkt gab (zumindest Asterix & Lucky Luke). Die Carlsen Comics las ich etwas später so mit 13, 14 Jahren und lieh mir diese meist aus der örtlichen Bücherei in Tübingen & Braunschweig aus, wo ich zeitweise lebte.

Neben Edgar Wallace & Agatha Christi Krimis aus dem Antiquariat waren diese Comics meine Welt, auch wenn ich mir viele Western und Abenteuer Filme a la Sandokan auf VHS Video Kassetten am Wochenende ansah.

Irgendwie bin ich froh um diese ganzen ruhigen, offline Erfahrungen und dass ich zwischen 7 und 20 Jahren kein TikTok oder Social Media hatte. Was macht das mit dem Gehirn und der Psyche eines Menschen in jungen Jahren, wo mich Social Media nun schon als Erwachsenen seit gut 5 Jahren nervt und ich immer mehr versuche digital Detox zu betreiben, um wieder eine Atmosphäre des Lernens, der Ruhe und des echten Lesens auf Papier für mich zu schaffen, wie man sie in Zeiten vor dem Internet oder vor Smartphones hatte. Die Anfänge des Internets, für mich 1999 - 2008, waren noch recht regulierbar, da man kein Smartphone hatte und so den Computer vielleicht 2 x am Tag einschaltet, um online zu gehen, ja sich sogar über eMails freute, derer man vielleicht 2-3 am Tag hatte. Den Rest der Zeit hatte man zwar ein Handy(Siemens S3 oder Nokia), aber lebte doch eher offline.

Der große Social Media Rausch fand zwischen 2009 bis ca. 2017 bei mir statt, als ich fast jeden erdenklichen Social Media Quatsch mitmachte und ausprobierte. Zum Glück gab es dann vor gut 4,5 Jahren eine Rückbesinnung auf die Zeiten vor Social Media, da ich diese Zeiten noch kannte und mindestens genauso viel, wenn nicht sogar noch mehr Spass in ihnen hatte, sei es als Jugendlicher oder als Student. Ja, wir waren vermutlich die letzte Studenten Generation, die ohne Smartphone studierte, denn das iPhone kam glaube ich 2006 auf den Markt, also am Ende meines Studiums und in unseren damaligen Hausarbeiten für die Uni war es noch verboten aus dem Internet zu zitieren, man durfte nur Bücher und gedruckte Artikel als Quellen nutzen, musste also echte Bücher lesen und in der Bibliothek recherchieren.

Doch worauf greift die Generation der heute 7 - 16 jährigen Jugendlichen nun zurück, die eine Zeit ohne Internet gar nicht mehr kennt und die alle ein Smartphone haben?

Was machen diese Jugendlichen, wenn sie mal kein Internet oder Smartphone haben und der Black-Out da ist? Können sie sich noch anderweitig beschäftigen und zur inneren Ruhe kommen?

Interessieren sie sich überhaupt noch für Bücher, Geschichten, Geschichte, Hörspiele und Comix oder brauchen sie andauernd einen Screen der flimmert und haben ein Aufmerksamkeits Defizit nach 2 Minuten?

Vielleicht liege ich falsch und die nächsten Generationen merken selbst wie langweilig Social Media auf Dauer ist, aber eigentlich würde ich auch gerne etwas von den schönen Erlebnissen, Büchern und Beschäftigungen weitergeben, bevor es ganz in Vergessenheit gerät, und einen neuen Back-to-the-Roots-Trend auslösen.

Ja, z.B. Asterix, Lucky, Luke, Tim & Struppi, Bruno Brazil oder XIII. Comics wieder zu bekommen im Jahr 2021 war gar nicht so einfach, denn viele dieser Heftchen werden gar nicht mehr gedruckt, sind keineswegs an jedem Kiosk erhältlich wie früher, und nur über Antiquariate und spezielle Läden zu bekommen, nach denen man suchen muss, die jedoch nicht mehr automatisch Bestandteil eines Makrokosmos dieser Gesellschaft sind.

Die heutigen Generationen müssen viel mehr selektieren, um auf geistreiche Inhalte, Bücher, Filme, Videos und Geschichten zu stossen, weil es viel mehr, generischen Müll gibt. Man muss heutzutage wissen wonach man suchen muss, ansonsten schlägt einem der Youtube oder Amazon Algorithmus langweilige, hirnverbrannte Inhalte vor. Gerade im Trickfilm und Animationsbereich gibt so viel billigen Müll, der produziert wird. Schlechte Grafik, dumme Story, viel zu schnelle Schnitte, hektische Musik und keine Handlung, die sich langsam aufbaut und den Leser oder Zuschauer in ihren Bann zieht, sondern oberflächliches Bum Bum.

Auch sehe ich mich etwas als Bewahrer eines solch alten Kulturguts, wie ich es erleben durfte, um wenigstens etwas davon einer nächsten Generation zu erhalten. Niveauvolle Unterhaltung. Spannende Geschichten, die nicht 0815 vorhersehbar sind und in die man sich hineindenken muss, Handlungen die einen fesseln, überraschen und zum Nachdenken anregen.

Ja, was habe ich mitgefiebert bei der „Greifenklau Saga“ von Karl May, die zur Zeit von Napoleon spielt und eine fiktive Geschichte mit historischen Erlebnissen kombiniert, Intrigen, spannende Wendungen in fünf Bänden auf ca. 1.300 Seiten. Genauso verhält es sich mit Comics, bedenkt man, dass die Hefte von Bruno Brazil, Tim & Struppi und XIII., Asterix & Lucky Luke, meistens nur ein oder zweimal pro Jahr erschienen, also darin wirklich viel Arbeit steckt auf 50 Seiten, die man schnell in zwei Stunden runter gelesen hat. Jedes Bild wurde von Hand gezeichnet, es wurde sich eine Handlung überlegt, Skizzen gemacht, Bilder weggelassen, usw. Diese Schönheit der Arbeit sieht man und ist nicht vergleichbar mit von KI animierten Inhalten, aber dafür muss man erst mal das Bewusstsein, den Blick entwickeln, den generischen Müll von echter Comic-Kunst unterscheiden zu können. Ja, selbst Tom & Jerry ist noch wertvoller als manches Baby Comic Video auf Youtube, denn bei Tom & Jerry haben wir wenigstens ein Orchester, welches im Hintergrund spielt und schöne Zeichnungen.

Die offline Welt birgt so viele schöne und spannende Erlebnisse, mal abgesehen von der Natur, von Reisen und Wanderungen, Büchern und Comics. Das alles bringt uns wirklich zur Ruhe, ohne Werbeunterbrechungen und Gepiepse, zum Nachdenken und zum Mensch sein.

Ich glaube fest an diesen neuen Trend, dass sich einige Menschen wieder von der online Welt zumindest zu 50% abwenden und in der Freizeit wieder öfter, bewußt offline sein werden. Klar ist online sein für den Job und die Kommunikation wichtig, aber wir haben es übertrieben die letzten 10 Jahre und es hat uns viele neue Probleme gebracht, auch wenn es Verbesserungen gab.

Einen Text mit der Schreibmaschine zu schreiben oder von Hand, etwas mit einem Buntstift ein Bild aus dem Kopf zu malen oder mit dem Bleistift zu zeichnen, ein Buch oder Comic aus Papier zu lesen, zu fühlen, anstatt auf den Kindle zu glotzen(während Jeff mitliest ;-)) oder aufs Smartphone, das ist echte Quality Time. Probieren Sie es mal wieder aus und Sie verstehen, was ich meine. Vielleicht haben Sie ja auch nie aufgehört diese Dinge zu nutzen wie ich, aber dann sind Sie auch ein Sonderfall oder mindestens 75 Jahre alt. :-)

Ich schreibe das als jemand, der keinen Fernseher hat, aber auch kein Technikverweigerer ist. Natürlich nutze ich Netflix, Amazon Prime, Sky, usw., aber eben mehr mit Bedacht. Ein TV im Schlafzimmer oder Wohnzimmer, der dauernd läuft, selbst wenn nichts gerade kommt, schafft nur Unruhe und verblödet; ja eine intellektuelle Stimmung kommt eher in der eigenen Hausbibliothek auf oder im Wohnzimmer, wo ein großes Sofa, viele Buchregale und Bilder zum Lesen einladen. Gemütliches Licht, keine Neonröhre an der Decke, lol, Hintergrund-Musik ja, durchaus. Radio nur bedingt, weil die Werbung einen genauso irre macht.

Mit so einer Atmosphäre schafft man sich dann ein eigenes Reich, in dem man denken, lesen und Mensch sein kann ohne dumme Unterbrechungen. Ich bin froh, das alles mit der Kinderstube mitbekommen zu haben und ich fühle mir denen mit, wo der Fernseher andauernd zu Hause 24/7 lief, während Mama Pommes mit Backfisch frittiert hat

Wer etwas Wichtiges zu sagen hat, soll mich anrufen, denn SMS und eMails lese ich meistens nur 3 x am Tag.

Gerade nach diesen 2 Jahren Pandemie, wo wir alle sicherlich mehr Social Media, Video Calls und das Internet genossen haben, als nötig gewesen wäre, ist es wieder an der Zeit seine Workflows anzupassen, mehr Mensch zu sein, wieder mehr Menschen zu sich nach Hause zum Essen einzuladen und das Handy öfters wegzulegen, ja das auch von seinem Besuch einzufordern, wenn man sich eh nur für 1-2 Stunden sieht. Auch neue Devices wie das Remarkable Tablet oder die Hemingwrite Schreibmaschine helfen einem, unterbrechungsfrei zu arbeiten und trotzdem neuste Tools zu nutzen. Smarte Technik bewusst ohne Werbung und Unterbrechung nutzen, das ist die neue Zukunft, die die breite Masse vermutlich erst in drei bis fünf Jahren verstehen wird, wenn überhaupt.

Lesen Sie außerdem unbedingt das Buch EVERY von Dave Eggers, wie schon in einem anderen Blog-Artikel von mir beschrieben. Dieses Buch wird Ihnen die Augen öffnen, wo wir gerade hinsteuern und was fast schon in manchen Konzernen zur Realität geworden ist.

Totale Kontrolle, Brainwashing, Cancel Culture und Sprachpolizei sind hier einige Stichwörter.

In diesem Sinne eine erfolgreiche Woche aus Wien wünscht

Ihr

Thomas Zahlten 


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